Übernahme: Hunderte Mitarbeiter ziehen durch Mannheim / Konzern will angeblich nicht auf Siemens-Angebot eingehen
Heftiger Protest bei Alstom
Mannheim/Paris. Aus Angst um ihre Arbeitsplätze nach einer möglichen Übernahme sind in Mannheim gestern mehrere Hundert Beschäftigte verschiedener Alstom-Standorte auf die Straße gegangen. Sie zogen vom Werkstor in Käfertal zum Alten Meßplatz. Auch Alf Henryk Wulf, Chef von Alstom Deutschland, stellte sich der aufgebrachten Menge.
"Ich fühle mich unterinformiert durch das Management", kritisierte der Europa-Betriebsratsvorsitzende Kai Müller. "Es herrscht eine sehr große Verunsicherung." In seiner jetzigen Form werde es Alstom in Zukunft nicht mehr geben.
Für heute hat Alstom eine offizielle Erklärung angekündigt. Gestern Abend tagte der Verwaltungsrat. Die Führung des französischen Industriekonzerns will laut Pariser Tageszeitung "Le Figaro" nicht auf ein Übernahmeangebot des deutschen Konkurrenten Siemens eingehen. Der Verwaltungsrat habe beschlossen, das Angebot des US-Unternehmens General Electric (GE) bevorzugt zu behandeln, berichtete das Blatt im Internet unter Berufung auf Konzernkreise.
Es solle allerdings noch einen Monat lang von unabhängigen Experten geprüft werden. In einem Brief an Präsident Francois Hollande stellte GE-Chef Jeffrey Immelt in Aussicht, dass die Amerikaner bei einer Übernahme die Belegschaft in Frankreich stärken würden.
Siemens hatte erst gestern Nachmittag entschieden, Alstom ebenfalls ein Angebot machen zu wollen. Als Bedingung wurde genannt, vier Wochen lang Zugang zu Daten des französischen Unternehmens zu bekommen.
In Mannheim sitzt die Deutschland-Zentrale von Alstom. Laut IG Metall liefen etwa 1800 Mitarbeiter und Gewerkschafter beim Demonstrationszug zum Alten Meßplatz mit. Die Polizei sprach hingegen von 1000 Teilnehmern. trös/dpa/rtr