Protest gegen Stellenabbau bei Alstom
2500 Teilnehmer bei Kundgebung in Salzgitter / McAllister lädt Konzernchef Kron zu Gespräch über Standort ein
Salzgitter/Hannover. Rund 2500 Menschen haben am Mittwoch in Salzgitter gegen den drohenden Stellenabbau beim Bahntechnikunternehmen Alstom Transport protestiert. Das Management des französischen Konzerns in Paris wolle „den Standort Salzgitter ausbluten lassen” sagte IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine. Unterdessen hat sich auch Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) eingeschaltet, um die Belegschaft bei der Sicherung des Werks in Salzgitter und von Arbeitsplätzen zu unterstützen.
Der Regierungschef hat Alstom-Chef Patrick Kron zu einem Gespräch eingeladen. Dieses soll möglichst vor der nächsten Sitzung des europäischen Alstom-Betriebsrates am 23. Februar stattfinden, auf der Kron die künftige Strategie der Transportsparte vorstellen will.
Der Konzern reagierte gestern allerdings reserviert auf McAllisters Angebot und ließ offen, ob das Treffen zustande kommt: „Alstom wird gemeinsam mit dem Betriebsrat an einer Lösung arbeiten, um den Standort Salzgitter wieder wettbewerbsfähig zu machen” sagte dazu ein Sprecher. Man werde „zu gegebener Zeit” auch mit anderen Parteien sprechen. Alstom werde McAllister „eine Antwort zukommen lassen”.
Betriebsrat und IG Metall befürchten, dass Alstom wegen rückläufiger Auftragseingänge und mangelnder Profitabilität in Salzgitter bis zu 1400 von 2800 Stellen streichen werde. Das Unternehmen hat bestätigt, dass über einen Stellenabbau nachgedacht werde – nennt bisher aber keine Zahlen. „Der Standort konnte in den vergangenen fünf Jahren nicht kostendeckend Schienenfahrzeuge herstellen” erklärte Alstom. Deutschland sei für Alstom ein sehr wichtiger Markt, „in dem wir langjährige vertrauensvolle Kundenbeziehungen pflegen, die wir auch in Zukunft weiter ausbauen möchten.” Man könne aber nur dann erfolgreich an Ausschreibungen für Schienenfahrzeuge teilnehmen, wenn der Standort „gewinnbringend” produziere.
IG-Metall-Bezirkschef Meine bezeichnete die Behauptung, das Unternehmen leide unter einer schwachen Auftragslage, als „erlogen”. Andere Firmen der Branche registrierten einen Boom, betonte er. Die Arbeitnehmer und ihre Vertreter richteten sich auf weitere Proteste ein: „Wer sich so verhält, bekommt es mit uns zu tun.” Scharfe Kritik an Alstom äußerte auch Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU): „Diese Unternehmenspolitik kann nur als menschenverachtend betrachtet werden.”
Der Betriebsratsvorsitzende von Alstom in Salzgitter, Bernd Eberle, zeichnete ein düsteres Bild für die Zukunft des Werks: Er rechne unter anderem damit, dass Alstom in Salzgitter nicht mehr ausbilden wolle. Besonders kritisch sehe er eine eventuelle Verlagerung des Vertriebs nach Berlin: „Was soll denn aus diesem Standort werden, wenn die Leute, die uns die Aufträge hereinholen, weggehen?”
Von Jens Krone und Dirk Stelzl