Ein anderer Produktionsmitarbeiter bleibt dagegen gelassen. "Damit haben wir gerechnet", sagt er. Um seine Arbeit mache er sich aktuell keine großen Sorgen, sondern hoffe, falls es zu Kündigungen komme, auf eine angemessene Frist. "Ich bin seit 20 Jahren bei der Firma." Seine Kollegin lässt alles auf sich zukommen. "Das ist nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass die Firma übernommen wird", sagt sie trocken. "Wir müssen einfach abwarten. Erst dann kann ich anfangen, Angst zu haben."

Die Ruhe bewahren, bis bekannt wird, ob der Kündigungsschutz tatsächlich fällt, möchte auch ein anderer Mitarbeiter. "Es ist momentan noch Spekulation", wiegelt der Servicemitarbeiter ab. Dass die Belegschaft bald Klarheit bekommen, hoffe er, erwarte er aber nicht. "Das wird sich noch hinziehen."

Ein 44-Jähriger bangt bereits um seine Stelle. "Wenn der Kündigungsschutz fällt, ist der Standort auf wackeligen Beinen", sagt der Mitarbeiter im Bereich Turbinenmontage, der für seinen Arbeitsplatz auch auf die Straße gehen will. In Frankreich dagegen könne die Belegschaft sich über einen dreijährigen Kündigungsschutz freuen - weil die Politik sich eingemischt habe.

Auf Unterstützung von der deutschen Politik kann der Mitarbeiter wohl nicht hoffen. Die von Siemens erwogene Übernahme der Energiesparte von Alstom sei für die Bundesregierung in erster Linie eine unternehmerische Entscheidung, sagte gestern ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. Am Wochenende steht für Kanzlerin Angela Merkel ein Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande auf dem Plan. Möglich, dass dann auch über die Übernahme von Alstom geredet wird.

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 8. 5. 2014